von Marie Tronnier
„Die Zeit für effektive Klimaschutzmaßnahmen wird immer knapper und die Notwendigkeit zu mutigen Schritten und konstruktiver Zusammenarbeit immer größer.“ Mit diesen Worten wenden sich DAV-Präsident Roland Stierle, Vizepräsident Wolfgang Arnoldt sowie die Bundesjugendleitungen Annika Quantz und Raoul Taschinski in einem offenen Brief an Verkehrsminister Wissing. Anstoß für die erneute öffentliche Positionierung haben die jüngsten Diskussionen über die Akzeptanz eines allgemeinen Tempolimits gegeben – denn die Sektionen haben auf der vergangenen Hauptversammlung mit großer Mehrheit für ein selbstverpflichtendes Tempolimit im DAV gestimmt.
Mit den Öffis in die Berge. Foto: Julian Rohn/DAV.
„Wir Bergsportler*innen sind bereit unsere Emissionen zu reduzieren, damit Bergerlebnisse in Zukunft überhaupt noch möglich sind. Eine effektive Möglichkeit dafür ist eben das Tempolimit“, so Vizepräsident Wolfgang Arnoldt. Er sieht außerdem in der DAV-Entscheidung für ein selbstverpflichtendes Tempolimit ein klares Signal für die Akzeptanz einer solchen Maßnahme in der breiten Gesellschaft: „Immerhin dürfen wir unsere 1,5 Millionen Mitglieder in dieser Sache öffentlich vertreten.“ Die Jugend des Deutschen Alpenvereins (JDAV) hat sich schon Anfang 2023 für eine Geschwindigkeitsbegrenzung ausgesprochen und sich auch dem Bündnis „Alle fürs Tempolimit“ angeschlossen. „Als so großer Verband sind wir Vorbild und können mit unseren Positionen andere zum Handeln motivieren, gerade wenn wir uns auch gegenüber der Politik so deutlich positionieren“, betont Bundesjugendleiterin Annika Quantz.
In dem offenen Brief fordern DAV und JDAV außerdem einen verstärkten Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes im ländlichen Raum. Bundesjugendleiter der JDAV Raoul Taschinski sieht besonders im Hinblick auf die Teilhabe von Jugendlichen Handlungsbedarf: „Junge Menschen sind auf ein flächendeckendes und bezahlbares öffentliches Verkehrssystem angewiesen, um sich in Vereinen wie der JDAV überhaupt engagieren zu können. Deshalb müssen junge Menschen bei der Erstellung von Mobilitätskonzepten immer mitgedacht werden“.
Welche besonderen Anforderungen sich im ländlichen Raum stellen, wird auf der diesjährigen „Woche der Umwelt“ in Berlin diskutiert. Auf der Veranstaltung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt veranstaltet der DAV ein Fachforum zum Thema: Daniela Kluckert, parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesverkehrsminister, diskutiert mit Michael Müller-Görnert vom ökologischen Verkehrsclub, DAV-Vizepräsident Wolfgang Arnoldt und Autorin eines Öffi-Tourenführers Angelika Feiner darüber, welche Potenziale gerade im ländlichen Raum noch genutzt werden müssen und welche Rolle die Politik bei der Umsetzung der Verkehrswende spielt. Die Veranstaltung ist kostenfrei, bedarf aber einer Anmeldung unter woche-der-umwelt.de. Anmeldeschluss ist der 15. Mai.
Die Anreise ist in der Regel der größte Posten in der Emissionsbilanz von Bergsportler*innen: die erste verbandsweite Bilanzierung der Emissionen hat gezeigt, dass rund ein Drittel unserer Emissionen auf die An- und Abreise zu den Touren- und Kursen des DAV entfällt. Gerade im Bereich Mobilität ist der DAV aber bereits sehr aktiv, um seine Mitglieder zum Umstieg auf die Öffentlichen zu motivieren. Seit der Hauptversammlung 2023 gilt außerdem die Selbstverpflichtung zum Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen. Gut drei Viertel der Delegierten haben für diese Selbstverpflichtung gestimmt und unterstützen damit nicht nur die Reduktion von CO2-Emissionen und anderen Luftschadstoffen, sondern auch von Lärmbelastung und vom Unfallrisiko. Gerade bei Maßnahmen zur klimafreundlichen Anreise stößt der DAV immer wieder auf politische Hürden: es mangelt am Schienennetzausbau, an flächendeckenden und attraktiven Angeboten, sowie daran, die Privilegien der fossilen Antriebe abzubauen. Der DAV spricht sich deshalb deutlich für eine Verkehrswende hin zum Öffentlichem Verkehr aus.